Die dunkle Seite des Mondes

Synopsis

„Wirtschaftsanwalt Urs Blank (Moritz Bleibtreu) ist der unangefochtene Star auf seinem Gebiet. Er ist erfolgreich, hat Geld und die für ihn perfekte Frau (Doris Schretzmayer). Als sich ein Geschäftspartner aufgrund seiner harten Verhandlungstaktik umbringt, fängt Urs an, sein bisheriges Leben in Frage zu stellen. Vielleicht auch deshalb fühlt er sich so zu Lucille (Nora von Waldstätten) hingezogen, die ihm mit ihrem alternativen Lebensstil eine ganz neue Welt eröffnet – und ihn zu einem Trip mit halluzinogenen Pilzen verführt. Mit schweren Folgen für Blank, denn nach dem Trip verändert sich seine Persönlichkeit und bringt seine dunkle Seite zum Vorschein: Der zivilisierte Anwalt wird zu einem instinktgetriebenen Individuum und unberechenbaren Mörder. Zutiefst verunsichert von seiner Wandlung flüchtet sich Blank aus seinem alten Leben in den Wald, um dort nach einem Gegenmittel für den missglückten Pilztrip zu suchen. Doch für seinen skrupellosen Mandanten Pius Ott (Jürgen Prochnow) ist der unberechenbare Blank eine tickende Zeitbombe geworden, denn er droht dessen größten Fusions-Deal zu gefährden. Urs Blank wird zum Gejagten – und sein Kampf um seine Rückkehr in die Zivilisation zum Wettlauf um sein Leben…“ Beschreibung laut Verleih Alamode

Kurzkritik: Die dunkle Seite des Mondes

Ich habe mich schon Monate vorher auf den Film gefreut, da ich früher Martin Suters Buchvorlage (Ebenfalls „Die dunkle Seite des Mondes„) dazu gelesen habe. Aber auch, weil ich wusste, dass Moritz Bleibtreu und Nora von Waldstätten mit dabei sind. Als der Film im Januar in die Kinos kam, war ich noch mitten in meiner Abschlussarbeit. Dass ich ihn verpasst habe, kann ich aber nicht sagen, weil mein Kleinstadtkino den Film ohnehin nicht zeigte. Erst Ende Februar wurde „Die dunkle Seite des Mondes“ dort als Kulturfilm für ein paar Tage angeboten. Die Gelegenheit habe ich natürlich genutzt.

Senioren im Kino

Bevor ich zum Film an sich komme, hier ein kleiner Tipp: Wenn Senioren im Kino sind, stellt euch drauf ein, dass sie euch den Film versauen werden. Es war Dienstag Abend. Ich saß in dem kleinen Saal ganz hinten. Geschätzter Altersdurchschnitt: 70.  10 Minuten nach Filmstart kommt eine Frau herein, geht in die vorderen Reihen und zieht dort im Stehen ganz gemütlich ihre Jacke aus, legt noch schön den Schal zusammen, und kurz bevor mir mein Geduldsfaden reißt, bequemt sie sich dazu, sich hinzusetzen. Im Laufe des Films fangen andere Senioren an, sich zu unterhalten und den Film zu kommentieren. Das krasseste kommt aber noch. Wenn ich ins Kino geh, dann schalte ich spätestens beim Filmstart mein Smartphone auf Flugzeugmodus – kein Ton, kein Vibrieren, nichts. Aus Respekt zum Film, zu anderen Kinobesuchern und für mein eigenes Kinoerlebnis. Das scheinen Kulturfilm schauende Senioren aber nicht so zu handhaben. Mitten im Film fängt ein  Handy an zu klingeln und es klingelt und klingelt. Abgesehen davon, dass ich kurz davor war, den ganze Saal zusammenzubrülle, war mein Gedanke nur, dass mir das unglaublich peinlich wäre. So sah es aber nicht der Herr Senior: Er geht ran und unterhält sich lautstark. Was sagt man dazu.

Um den Ragemode zu vermeiden, nun zum Film. Ich hatte die Handlung noch sehr sehr grob im Kopf. Grob genug, um noch überrascht werden zu können. Ich muss sagen, dass ich nicht völlig euphorisch aus dem Kino ging, aber den Film danach wohl als solide bezeichnet hätte. „Die dunkle Seite des Mondes“ ist verhältnismäßig ruhig erzählt. Wenn man ein spannendes Drama erwartet, dann dürfte man direkt begeistert sein. Da DSDM aber oft als Thriller bezeichnet wird, könnte man vielleicht die falsche Erwartungshaltung haben. Ebenfalls kann man weder das Buch noch den Film auf psychedelische Magic Mushroom-Thematik reduzieren. Letztendlich ist ein (vermeintlicher) Wunderpilz nur eins von mehreren handlungsanstoßenden Elementen.

Magic Mushrooms visualisiert

Alamode war so nett, mir den Film für die Kritik nochmal zur Verfügung zu stellen, wodurch ich DSDM nochmal allein und konzentriert ansehen konnte. Wie auch bei Enemy fand ich „Die dunkle Seite des Mondes“ beim zweiten Mal sogar noch sehr viel besser als beim ersten Mal. Da ich die Handlung ja schon kannte, konnte ich noch mehr auf Anspielungen, Metaebenen usw. achten, was die Buchadaption gleich noch viel besser machte. Mehr dazu später im Text.

Bevor ich DSDM selbst sehen konnte, hat mir  ein Kumpel schon von den Effekten vorgeschwärmt. Als ich dann im Kino saß, wusste ich genau, was er meint. In der Pilzritual-Szene wurde versucht, das Gefühl der Wirkung zu visualisieren. In der Szene fangen die Leute an, auf Trommeln zu klopfen und zu tanzen. Die Bilder werden schräg, der Vertigo-Effekt kommt zum Einsatz und der Schnitt passt perfekt zu dem Getrommel. DSDM ist grundsätzlich auf einem technisch hohen Niveau, aber diese Szene bleibt schon ganz besonders im Gedächtnis.

(un)passende Besetzung

Schauspielerisch war Moritz Bleibtreu wie gewohnt überzeugend. Auch wenn ich mir Urs beim Lesen anders vorgestellt habe, finde ich, dass Bleibtreu eigentlich sehr gut besetzt ist. Nora von Waldstätten kannte ich seither nur aus Schwerkraft (Maximilian Erlenwein). Bei ihr bin ich mir nicht ganz sicher, ob es nicht eine passendere Person gegeben hätte, aber immerhin war es nicht schon wieder Karoline Herfurth (wenn man sie nicht mag, ist jeder deutsche Kinofilmbesuch wie Russisch Roulette :D). Problematisch fand ich Doris Schretzmayer als Urs‘ Frau. Ich hab den beiden Rollen irgendwie nicht wirklich abgenommen, dass sie ein Paar sind. Abgesehen davon, dass sie für mich optisch wie Gegensätze erscheinen (was wohl auch so gewollt ist), fehlt mir aber die Expertise, um das näher zu beurteilen. Ansonsten gab es ein paar wenige Kleindarsteller, die etwas gekünstelt wirkten; Zum einen das Paar in der Vernissage und im Restaurant, zum anderen ein Kollege von Urs, der ihm anfangs kurz zu seinem Erfolg gratuliert. Besonders einschüchternd und perfekt als Antagonist besetzt: Jürgen Prochnow als Pius Ott.

Sounddesign: Déjà Écouté von The Fountain

Ebenfalls positiv ist mir das Sounddesign aufgefallen. Auch hier hab ich nicht die objektive Expertise, doch mir ist oft aufgefallen, dass beispielsweise die Musik die Story perfekt miterzählt. Ebenfalls genial gelöst ist der Tinnitus-Ton, um den nahenden Kontrollverlust einzuläuten. Das erzeugt sehr viel Spannung, da man den Ton immer mal wieder hört, aber Urs es manchmal schafft, sich wieder zu beruhigen und manchmal eben nicht. Was Musik und vor allem den Track im Abspann angeht,  will ich jetzt mal ganz vorsichtig den Vergleich zu „The Fountain“ wagen – und das ist ein absolutes Kompliment!

Fazit

DSDM ist als Ganzes ein runder, funktionierender Film, der eigentlich keine Längen hat. Wenn man also Lust auf einen guten düsteren Thriller im nicht ganz so reißerischen Dramastil hat, ist man bei „Die dunkle Seite des Mondes“ absolut gut bedient. Ich hab den Film jetzt mittlerweile zwei mal gesehen und kann mir gut vorstellen, dass ich ihn noch das ein oder andere mal anschauen werde.

Wenn du den Film noch sehen und dich überraschen lassen willst, solltest du den nachfolgenden Text noch nicht lesen.

SPOILER WARNUNG

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SPOILER WARNUNG

Besprechung und Inhaltsanalyse

Laut Regisseur Stephan Rick haben die Rechte an „Die dunkle Seite des Mondes“ schon eine gewisse Vertriebsreise hinter sich. So erklärte er bei Kino+ (Rocketbeans TV: Folge 95), dass das Buch lange Zeit für un- bzw. schwer verfilmbar galt und sich deshalb kaum jemand dran gewagt hat. Letztendlich wurden die Rechte wieder nach Deutschland geholt und alle bisherigen Drehbuchversionen über den Haufen geworfen und von Neuem aufgebaut. Bedeutendster Unterschied: Die Handlung wurde aus der Schweiz nach Frankfurt und Umgebung geholt. Welche weiteren Unterschiede es gibt, spielt hier aber keine Rolle, da sich mein Text nur auf den Film an sich beziehen soll.

Dramaturgie

Nachdem man nun weiß, dass „Die dunkle Seite des Mondes“ als schwer verfilmbar galt, liegt die Befürchtung nahe, man hätte daraus ein pseudoartistisches, experimentelles Werk mit gewollt langatmigen, unverständlichen Szenen erschaffen. Nichts davon ist der Fall. DSDM nutzt den wunderbaren und immer funktionierenden Aufbau, der sich im Laufe der Filmgeschichte etabliert hat.

Der Film beginnt im Wald, der fast schon märchenhaft düster wirkt. Dort streift ein grauer Wolf umher und kurz darauf wird er auch schon erschossen. Dann setzt die Musik ein und es geht los. Diese Form, Filme mit einer Art Intro zu beginnen wird sehr oft gemacht. Mit Intro ist dabei nicht nur das Einblenden von Produktionsfirmen, Cast und Crew gemeint, sondern eine eigenständige Szene. Oft wird dafür eine spannende Szene aus der späteren Handlung gegriffen, um den Zuschauer direkt in das Filmabenteuer zu ziehen und Interesse zu erzeugen. Bei DSDM kann man sagen, dass die erste Szene schon das Ende verrät. Warum? Urs (Hauptperson, gespielt von Moritz Bleibtreu) wird mehr oder weniger unterschwellig mit dem Schwarzen Wolf, den man immer mal wieder zu Gesicht kriegt, verbunden. Der Wolf, der in der Eingangsszene erschossen wird, ist eine Art Warnung für Urs bzw. Vorahnung für den Zuschauer. Als Urs nämlich seinen Chef Ott besucht, steht der Wolf ausgestopft in dessen Wohnung.  Als Urs ihn darauf anspricht, dass dies doch verboten sei, antwortet Ott:

Das Buch zum Film

„der Bursche (WOLF) hat in meinen Wäldern herumgewildert und noch bin ich für das Gleichgewicht der Natur zuständig“.

Das kann im Kontext direkt als Warnung wahrgenommen werden. Ott ist der übermächtige, der über Leben und Tod entscheidet – Urs das Raubtier, dass in seinen Wäldern (Geschäften) herumwildern wird. Es macht Sinn, mal direkt auf die ganze Wildnis- und Wald- und Wolfssymbolik zu achten.

Der eigentliche Handlungseinstieg nach der Eingangsszene beginnt dann mit einem von mehreren wichtigen Handlungssträngen: Die Planung einer Fusion zweier Pharmakonzerne. Der Zuschauer wird dabei in eine Welt gezogen, die wohl kaum jemand richtig versteht, der nicht direkt dort arbeitet. Trotzdem schafft es der Film, vermeintlich komplexes Fachchinesisch so darzustellen, dass man das Wesentliche gut versteht und so die Bedeutung davon nachvollziehen kann. Die Thematik rund um die Fusion zieht sich durch den kompletten Film und macht letztendlich die Spannung im dritten Akt, also dem Finale aus.

Kurz darauf wird Urs’s soziales Umfeld etabliert: Der Psychiater-Freund Joe und die emanzipierte Künstler-Frau Evelyne. Was hier etabliert ist, ist Urs‘ eine Seite. Er ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, auch sein Umfeld gehört der Oberschicht an. Sie besuchen Vernissagen, treffen sich in edlen Restaurants und ihre Wohnungen sind große, hell und modern.

Nach etwa 6 Minuten ist alles etabliert, was der Zuschauer wissen muss.  Nun kann es losgehen. Die Handlung wird nun mit einem Schuss in den Kopf losgetreten. Der Verhandlungspartner der anderen Firma erschießt sich vor Urs‘ Augen. Das ist die bedeutende Schnittstelle. Bis zu diesem Punkt war Urs ein üblicher Geschäftsmann. Der Selbstmord aber sorgt dafür, dass Urs nun neue Wege beschreitet. Die Veränderung beginnt er nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch im tatsächlichen. Nach der Beerdigung lässt er sich von einem schwarzen Wolf in den Wald verführen. Dabei verirrt er sich und trifft auf Lucille (Nora von Waldstätten). Im Laufe des ersten Akts kommt er der jungen, lockeren Frau immer näher, sodass er sich dazu überreden lässt, mit ihr Pilze zu nehmen.

Das schon sehr spirituell wirkende „Pilzritual“ ist der Übergang zum Hauptteil des Films. Er scheint nicht auf den Trip klar zu kommen, rennt raus in eine Felsspalte, wo er auf eine Höhle trifft. Dort dreht er das erste mal durch, rennt völlig erschreckt wieder heraus. Die anderen Ritualteilnehmer kommen ihm dabei mit Taschenlampen entgegen und so schlägt er Lucille direkt ins Gesicht.

Es folgen mehrere Situationen, wo Urs die Kontrolle über sich verliert, was sich u.a. darin zeigt, dass er Lucilles Katze tötet. Seine innere Veränderung verändert natürlich auch sein Sozialleben. Er distanziert sich immer mehr von seiner eigentlichen sozialen Umgebung und von seiner Frau. Er versteht, dass mit ihm etwas nicht stimmt und versucht mit anderen darüber zu sprechen, doch wird dabei nur abgetan. Nachdem er schließlich einen Frontalautounfall herbeiführt sucht er Rat bei seinem Psychiater-Freund.

DSDM½FelixCramer_AlamodeFilm4Der Autounfall findet etwa in der Mitte statt. Er stellt einen wichtigen Wendepunkt dar. Einerseits ist er der Auslöser dafür, dass Urs nun gezielt nach einer Heilung sucht. Sein Freund empfielt ihm herauszufinden, welchen Pilz er gegessen hat. Das führt ihn zu dem Typ außerhalb der Stadt, der das Ritual geleitet hat. Es führt zum Streit und letztendlich zum Mord. Doch immerhin weiß Urs nun, wie der Pilz aussieht und so sucht und findet er den Pilz im Laufe des Hauptteils.

Andrerseits bietet der Unfall eine weitere Spannungsgrundlage für den Handlungsverlauf der Fusion. Denn Urs findet heraus, dass das Medikament, dass im Zuge der Fusion herausgebracht werden soll, sehr schädlich sein könnte. Deshalb will er die Fusion verhindern. Das Problem dabei ist, dass ihn sein Boss Ott, der die Fusion um jeden Preis durchsetzen will, beim Unfallort gesehen hat und aufgrund dessen Fahrerflucht ein Druckmittel gegen Urs hat. Als ihn Urs gegen Ende des Hauptteils damit konfrontiert, lässt Ott ihn wissen, dass er sich nicht von Urs behindern lässt. Urs schlägt ihm ins Gesicht, womit diese Geschäftsbeziehung für Urs wohl  gegessen ist. Er vergräbt die beweislastigen Unterlagen im Wald. Ab diesem Punkt sind Urs und Ott Rivalen.

Kurz darauf erfährt Urs, dass der Pilz keine Wirkung hat, Urs‘ Veränderung also nicht vom Pilz stammen kann. Urs geht damit der einzige Lösungsansatz verloren. Dazu kommt, dass die Polizei hinter ihm her ist, da er für den Pilztypmord als Hauptverdächtiger gilt. Dies ist die typische Jetzt-scheint-alles-verloren-Situation und so stürzt er sich von einer Brücke in einen Fluss. Im Auto hinterklässt er einen Abschiedsbrief, in dem er die Morde gesteht.

Nun beginnt der letzte Akt: Urs‘ Leiche wurde noch nicht gefunden. Zur selben Zeit soll die Fusion abgeschlossen werden. Evelyne findet Urs am Ufer. Doch auch Ott macht sich auf den Weg, da er auf Nummer Sicher gehen will. Die letzte Spannungskurve, das große Finale spielt sich wie folgt ab: Urs will sich mit seiner Frau bei der Pension treffen. Während sie mit dem Auto hinfährt und er die Unterlagen im Wald ausbuddelt, ist auch Ott schon im Anmarsch. Er beschießt ihn und es kommt zum Kampf. Ott nimmt ihm die Unterlagen ab und zündet sie an. Urs liegt am Waldboden und stirbt. Plötzlich tauchen aus allen Richtungen Polizisten auf, die eigentlich Urs nachjagten. Damit endet der Film.

Das Ende ist je nach dem Happy End, No Happy End oder offen: Urs, der Hauptcharakter stirbt ist natürlich negativ. Doch im Sterben schafft er es, eine seiner Aufgaben zu erledigen – nämlich Ott zu bezwingen und die Fusion zu stoppen. Ob dies jedoch wirklich geschieht bleibt wiederum offen und ist wohl der Fantasie des Zuschauers überlassen. Dadurch, dass die obligatorische „letzte Szene“ fehlt, wirkt das Filmende etwas abrupt, was das Ende auch gefühlsmäßig offen scheinen lässt.

Der Zuschauer wird sich am Ende nun aber trotzdem fragen, was Urs‘ Veränderung ausgelöst hat, wenn es nicht der Pilz war. Dazu später mehr.

Bipolarität

„Die dunkle Seite des Mondes“ ist voller „Bipolarität“. Was ich damit meine ist, der Film ist voller Gegensätze.

Fangen wir bei Urs an:

Er ist ein erfolgreicher, wohlhabender Geschäftsmann in der Großstadt, hat die Kontrolle und weiß, was er tut (Verhandlungen)

Er fühlt sich zu Wald und Natur hingezogen, verliert immer wieder die Kontrolle und weiß nicht, wie es dazu kommt

Urs ist hin und her gerissen zwischen den Frauen Evelyne und Lucille:

Evelyne ist selbstbewusst, eloquent, vernünftig, erwachsen – Vernunft

Lucille ist aus der alternativen Szene, nimmt alles nicht so ernst, kifft und nimmt Drogen – Abenteuer

Die beiden Frauen können auch als Stellvertreter für die verschiedenen Lebensstile gesehen werden, zwischen denen sich Urs hin und her bewegt. Die Gegensätze werden auch in örtlicher Hinsicht sehr deutlich:

Frankfurt: saubere Großstadt, Männer in Anzügen, gerade Bilder mit horizonateln und vor allem vertikalen Linien, farblich meistens grau und blau

Wald: Natur, Dreck, ländliche Kleidung, farblich grün und  braun

Als Urs immer häufiger die Kontrolle verliert und sogar über Leichen geht, macht er sich gleichzeitig zunehmend Gedanken über seinen Job. Ihm wird klar, dass es nicht nur um Geld geht, sondern auch um Menschenleben. Er findet also im Wahnsinn auch zu seinem Gewissen.

Wenn es nicht der Pilz war…?

Urs ist sich ziemlich sicher, dass wenn er den Pilz findet, den er gegessen hat, kann man herausfinden, was er hat und ihn heilen. Dann kommt aber heraus, dass der Pilz gar keine Wirkung hat. Da stellt sich natürlich die Frage, wie dann Urs‘ Veränderung zustande gekommen ist. Dazu muss man zumindest im Ansatz verstehen, welche „Krankheit“ Urs hat. Ich bin zwar kein Experte, aber da ich Psychologieunterricht hatte, bin ich mir ziemlich sicher, dass er eine Form der Psychose hat. Mein erster Gedanke war, ob der Pilz vielleicht generell als ungefährlich gilt, aber bei Urs eben etwas ausgelöst hat. Durch Drogen und sogar durch Cannabis können Psychosen ausgelöst werden, vor allem, wenn man noch nicht erwachsen ist. Dazu „braucht“ man aber die Veranlagung. Ob diese nun genetisch bedingt ist oder ein tragisches Ereignis vorangegangen und unterdrückt wurde, ist dabei unwichtig. Doch die Wahrscheinlichkeit ist praktisch bei Null, dass ein lebensfroher, glücklicher Mensch durch Drogen  eine psychische Störung bekommt. In Urs‘ Fall war der Pilz aber wohl nicht mal ein Magic Mushroom, sondern offenbar tatsächlich wirkungslos.

Also mal sehen, was noch so passiert ist, bevor er die Kontrolle verloren hat. Man kann sich Urs vorstellen als einen, der womöglich sehr beschützt aufgewachsen und immer den geraden Weg die Karriereleiter hochgeklettert ist. Ein Hinweis darauf kriegt man, als er sich mit Lucille über seine Vergangenheit unterhält und sie ihn dafür belächelt, dass er abgesehen von „mal“ kiffen, nie etwas genommen hat. Bezieht man das auf sein ganzes bisheriges Leben, dann hat er womöglich noch nie wirklich etwas richtig „Krasses“ erlebt…

…und dann stellt sich einer in sein Büro, redet mit ihm, verabschiedet sich und haut sich direkt vor Urs eine Kugel in den Kopf.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies der Auslöser für seine Psychose ist. Falls da jemand mehr Expertise hat, darf es gern unten als Kommentar geschrieben werden 😉

..und damit sind wir wieder bei dem alten Thema: Das Problem steckt in ihm selbst (siehe: Enemy, Another Earth). Bezeichnend dafür ist auch, wo er den Pilz findet. Urs sucht tage- und wochenlang nach dem Pilz. Letztendlich findet er ihn, indem er sich überwindet, durch die Höhle zu gehen, aus der er Anfangs vor Schreck raus gerannt ist. Man könnte sagen, es endet da, wo es angefangen hat. Andrerseits war die Suche nach dem Pilz auch ein Irrweg. Wie hätte nun der Film enden müssen, damit er für Urs ein vollwertiges Happy End gehabt hätte? Hätte er überlebt, bliebe ihm trotzdem noch die Psychose. Die Antwort überlass ich demnach dann lieber einem Psychiater 😉

Sonstiges

The dark side of the moon

Der  Buch- und Filmtitel „Die dunkle Seite des Mondes“ basiert auf das Pink Floyd-Album „The dark side of the moon“(1973). Das war das Album, das Pink Floyd aufgrund des großen Erfolges in den Mainstream gebracht hat. Pink Floyd hatte das Image, den psychedelischen Drogen (Pilze, LSD u.a.) recht nah zu sein, selbst wenn das Album selbst nicht als „psychedelic“ bezeichnet wird. Der Film spielt auf dieses Album an: In der Szene, in der Urs zum ersten mal auf Lucille trifft,  spricht Urs sie auf das Shirt mit dem entsprechenden Albummotiv an, wodurch sie ins Gespräch kommen.

Danke an Alamode Film

Ich möchte mich hiermit nochmal für die Unterstützung von Alamode Film bedanken. Der Verleih hat mir u.a. „Die dunkle Seite des Mondes“ nochmals zur Verfügung gestellt. Da ich ohnehin vorerst nur Filme vorstelle, die ich selbst auch wirklich gut finde, sollte man als Leser hier keinen Interessenskonflikt befürchten 😉

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6 Gedanken zu „Die dunkle Seite des Mondes

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