Kurzkritik: Wilde Hunde – Rabid Dogs

Das Remake zum lang verschollenen Film „Wild Dogs“

Wilde Hunde – Rabid Dogs ist das französische Remake des verloren geglaubten Films „Wild Dogs“ von Mario Bava. Dieser hat den Film damals im Jahr 1974 als einen seiner letzten inszeniert und kurz darauf war die Produktionsfirma pleite. Das Problem war, dass unter anderem auch die Rechte an Wild Dogs konfisziert wurden. Über Jahre hinweg versuchte Bavas Sohn die Rechte zurückzubekommen, doch scheiterte. Erst in den späten 90ern wurden die Rechte herausgegeben. Daraufhin entstanden. Wenige Jahre später entstanden nach Neudrehs und Restaurierungen verschiedene neue Versionen von Wild Dogs. Leider bin ich an die früheren Versionen nicht herangekommen. Deshalb werd ich im Folgenden das Remake nur als eigenständigen Film an sich vorstellen und unter die Lupe nehmen.

wilde-hunde---rabid-dogs_JPG-I7©TiberiusFilm

Rabid Dogs: Roadtrip für Bankräuber

Ein Banküberfall ist voll im Gange. Der Fahrer des Fluchtautos wartet mit laufendem Motor auf der Straße. Plötzlich hört man eine Explosion – und die Ereignisse überschlagen sich. Drei
maskierte Männer mit Säcken voller Geld rennen heraus und mit quietschenden Reifen fahren sie los. Doch der Coup geht schief, denn die Polizei ist ihnen sofort auf den Fersen. Die Gangster bauen einen schweren Unfall, bei dem ihr Boss stirbt. Jetzt haben sie nichts mehr zu verlieren. Als sie den Wagen wechseln und dabei drei unschuldige Geiseln nehmen, fangen die Probleme erst richtig an. Denn auf dem Hintersitz schläft die Tochter des Autobesitzers, die mit Medikamenten vollgepumpt zu einer lebensrettenden Operation gefahren wird. Es beginnt ein Road-Trip, bei dem nicht sicher ist, wer überleben wird.
(Pressetext Tiberius Film)

Rabid Dogs hat die Festival-Runde schon erfolgreich überstanden. Für alle, die nicht mal eben zur Cannes-Premiere (2015)  fahren konnten und das Festival-Filmfest verpasst haben (so wie ich leider auch), werde ich im nachfolgenden Text versuchen, Rabid Dogs so spoilerfrei wie möglich unter die Lupe zu nehmen. Eine ausführliche  Rezension, in denen es von Spoilern nur so wimmelt ist auf jeden Fall in Planung und wird demnächst hier auf Indiecritic.de kommen.

Wilde Hunde, Twists und Humor

Der Grund, warum ich im vorangegangen Text ständig von „Spoilern“ geschrieben habe, hängt damit zusammen, dass Wilde Hunde – Rabid Dogs eine Story voller Twists und Überraschungen ist. Der Pressetext ist zwar durchaus passend und man hat schon Lust darauf, aber so richtig neu hört sich die Prämisse eigentlich nicht an. Der Film, in dem Bankräuber ohne Probleme davon kommen ist praktisch nicht existent. Was man aber nicht rausliest, ist dass tatsächlich im Kleinen (einzelne Dialoge oder Vorkommnisse) wie im Großen (Szenen, Sequenzen) sehr viel passiert, was man eigentlich nicht erwartet hätte. Viele Szenen sind so aufgebaut, dass man sich schon immer wieder anmaßt, zu wissen, wie die Szene oder der ganze Filme zu Ende gehen wird – und doch passiert meistens etwas komplett anderes. Obwohl die Handlung im gesamten nicht wirklich hoch komplex oder tiefgründig ist, kann man jedenfalls nicht sagen, dass er vorhersehbar ist.

wilde-hunde---rabid-dogs_JPG-F12©TiberiusFilm

Roadmovie ins Nirgendwo?

Allerdings hätten viele Wendepunkte noch besser funktioniert, wenn mehr und deutlichere „falsche Fährten“ gelegt worden wären. Da fehlt zum Beispiel für die Bankräuber das konkrete Ziel. Am Ende wissen wir zwar, wo sie hinwollen, aber bis dahin weiß man als Zuschauer eigentlich nicht, worauf die Bankräuber hinarbeiten. Dass sie vor der Polizei flüchten und in Sicherheit kommen wollen, ist klar, aber wie genau sieht die aus? Müssen sie ins nächste Kaff, ins nächste Land, haben sie einen geheimen Bunker wo sie hin flüchten oder ist das Ziel eine Flugbahn, von wo aus sie nach Australien gebracht werden? Bis zum Ende bleibt eigentlich offen, wo es hingehen soll und so hat man als Zuschauer auch keine Möglichkeit, nachzuvollziehen, wie nahe sie ihrem Ziel schon sind.  Ich hätte mir da gewünscht, dass das (vermeintliche) Ziel aller Protagonisten (Räuber und Geiseln) genauer definiert ist, sodass ich mich besser hineinversetzen und überraschen lassen kann. Die einzelnen Protagonisten werden durch Rückblenden oder durch Dialoge vorgestellt. Doch auch gerade, weil man nicht wirklich herauskriegt, warum sie handeln wie sie handeln und welches genau Ziel sie verfolgen, bleibt die Empathie etwas auf der Strecke.  In meiner langen Rezension werde ich vor allem auf diese inhaltlichen Dinge noch genauer eingehen.

Rabid Dogs im dänischen Stil

Rabid Dogs wird als Action-Thriller gekennzeichnet. Das stimmt auf jeden Fall, aber es ist noch nicht alles. Ich hab mich oft an die dänischen schwarzen Komödien wie „In China essen sie Hunde“ oder „The good Cop“ erinnert. Denn es gibt einige Szenen und kleinere Momente, bei denen man sich nicht sicher ist, ob man jetzt lachen oder total schockiert sein soll – ich hab dann oft gelacht. Wilde Hunde hat meines Erachtens nach also definitiv Elemente der Schwarzen Komödie. Vielleicht irre ich mich aber auch.

Um den naheliegenden Gedanken direkt vorwegzunehmen: Der Film hat keine Szenen, die „unfreiwillig komisch“ sind. Rabid Dogs ist mitnichten ein Trashfilm. Im Gegenteil; technisch (vor allem auch optisch) ist die Qualität vom Feinsten. Der visuelle Stil hat mich schon sehr beeindruckt, wenn die wilde-hunde---rabid-dogs_JPG-I11©TiberiusFilmOptik nicht sogar das beste an dem Thriller ist. Ich finde das Wort „Cinematographie“ langsam verdammt abgenutzt, weil es oft von Leuten verwendet wird, die offenbar keine Ahnung haben, was es bedeutet. Doch hier möchte ich es trotzdem mal anbringen, da man ganz deutlich sehen kann, dass sich Kameramänner, Requisiteure und Co was dabei gedacht haben, also bewusst einen einzigartigen Stil verfolgt haben. Es wird immer mal wieder mit künstlichen Lichtquellen gespielt (Da scheint jemand ein Fan von Rotlicht zu sein). Dazu gibt es immer wieder kleine aber feine Kamerafahrten gepaart mit Musik. Im Zusammenhang mit Regie und Schnitt  hätte man für die Dramaturgie bei Parallelhandlungen öfter zeigen können, was die anderen gerade machen bzw. in welcher Situation sie sind. Darauf gehe ich aber in der langen Version näher ein, da es etwas schwierig ist, das ohne Spoiler zu erklären.

Electrowavewasauchimmer-Sound

Der Soundtrack an sich ist sowieso auch schon locker einen Absatz wert. Schon nach den ersten 20 Minuten wollte ich den Soundtrack zum Film haben. Der Musikstil ist mir zum ersten Mal bei Drive und später bei It Follows aufgefallen; eine eigenartige Mischung aus moderner Filmmusik und 80er-Synthiesounds. Gepaart gibt das einen treibenden Electrowavewasauchimmer-Sound Seither gab es vor allem aus dem Indiebereich öfter mal Filme, die einen ähnlichen Soundtrackstil hatten – und mir gefällts! Später im Film gibt es noch eine kleine Sequenz, in der eine Chor-Version von „Creep“ (Original von Radiohead) läuft.

Fazit

Zusammengefasst finde ich Wilde Hunde – Rabid Dogs auf jeden Fall sehenswert,  denn außer den verschiedenen Dramaturgiemängeln gibt es eigentlich nichts zu mäkeln. Leider ist Dramaturgie aber haupttragend dafür, ob ein Film funktioniert oder nicht. Letztendlich bietet Rabid Dogs aber gute Unterhaltung für Zwischendurch.

 

[Anmerkung: Die lange Rezension bzw. Inhaltsanalyse kommt auf Nachfrage in ein paar Wochen, sodass man als Leser die Chance hat, den Film überhaupt erst mal zu sehen. Falls es dann einige gibt, die gern lesen würden, in welcher Form der Film konkret geändert werden müsste, um richtig gut zu funktionieren, werde ich mit fetter Spoilerwarnung Nachschub liefern. Interesse bekunden könnt ihr über die Kommentarfunktion, per Email oder auf Facebook ;]

Wilde Hunde – Rabid Dogs erscheint am 4. Mai 2016.

 

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4 Gedanken zu „Kurzkritik: Wilde Hunde – Rabid Dogs

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