Kurzkritik: The Shallows – Gefahr aus der Tiefe

Nach vielen Wochen hatte ich mal wieder Zeit, in die Sneak Preview zu gehen. Da ich ohnehin nicht wusste, welche Filme in der nächsten Zeit erscheinen und ich mir auch keine Trailer angesehen hab, konnte ich mich tatsächlich überraschen lassen. Völlig ahnungslos und unvoreingenommen – die beste Art, einen Film zu schauen – lies ich mich also auf den Film „The Shallows“ ein.

Gleich vorweg: Ich hab den Film nur ein mal im Kino gesehen, was bedeutet, dass ich jetzt nicht detailliert und szenengenau analysieren kann.

„The Shallows“ handelt von der Medizinstudentin und alleinerziehenden Mutter Nancy, die nach dem Tod ihrer Mutter an einen für sie bedeutenden Strand fährt, um dort surfen zu gehen. Warum dieser eine gewisse Bedeutung hat, wird später näher erklärt. Allerdings merkt sie schnell, dass in der Bucht etwas nicht stimmt. Ein zerfetzter Wal deutet schon früh an, dass dort etwas erschreckende herumschwimmt. Kurze Zeit später taucht ein riesen Hai auf, der prompt Nancy angreift. Sie kann sich auf eine mikrige Steininsel flüchten, doch im Wasser ist sie nicht mehr sicher.

„The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ wird laut Wikipedia dem Genre Survival Horror Thriller oder laut anderen Quellen als ein Mix aus Drama und Thriller zugerechnet. Meiner Auffassung stimmt beides nicht ganz. Ich würde „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ dem Genre „Versuchter Horror-Trash mit verfehlten Dramaelementen im Surfer-Style“ zurechnen.

Gehen wir meiner dreisten Aussage mal direkt auf den Grund und fangen von hinten an: Dramaelemente im Surfer-Style. Der Film lässt sich (mindestens gefühlt) sehr viel Zeit, den super-duper Surfer Lifestyle ikonisch zu inszenieren.
Nach etwa 20 Minuten war mein Gedanke erstmal, dass da wohl ein leidenschaftlicher Surfer einen Film übers Surfen machen wollte und irgendwie eine Handlung drum rum stricken musste (was ihm vielleicht weniger liegt, als zu surfen? – dazu später mehr). Wir haben also viele Bilder in Zeitlupe von einer Blondine, die ganz „ikonisch“ ihr Surfzeug auspackt und ganz dramatisch in Zeitlupe ihren Strandrucksack zuschnürt, um dann wieder ganz „ikonisch“ ins Meer zu gehen, um dann erstmal 5 Minuten lang mit dem Bauch auf dem Surfbrett liegend auf „die richtige Welle“ wartet, bzw. bei jeder dramatisch inszenierten „Monsterwelle“ unter dieser durchtaucht, um dann so weit heraus zu paddeln, dass die Wellen auf einmal verschwunden sind. Da trifft sie dann auf zwei andere Surfer, die ebenfalls erstmal musikalisch als Bedrohung inszeniert werden, nur um diese „Spannung“ eine halbe Minute später ohne weiteres wieder verfallen zu lassen, in dem sie sich mit den Surfern lustig unterhält und dann mit ihnen surft. Bis hier hin ist eigentlich noch absolut nichts passiert, aber es wurde gefühlt 20 mal suggeriert, dass irgendwas nicht stimmt. Jede einzelne Andeutung, ob aufgebaut per Dialog, Sounddesign oder Bilder verläuft im Sand.161282_szene_2

Vielleicht wäre jede einzelne dieser Pseudoaufbaus besser für einen soliden Plot geeignet gewesen, als das, was dann darauf folgt. Ein Beispiel: Ziemlich am Anfang sehen wir die Protagonistin Nancy im Auto. Sie wird von einem Einheimischen zu einem mexikanischen Strand gefahren. Zwischendurch versucht sie ihre Freundin mit dem Smartphone zu erreichen. Sie meldet sich aber nicht bis sie irgendwann schreibt, dass sie doch nicht kommt. Das wird dann so inszeniert, als wäre das irgendwie merkwürdig. Da will man als Zuschauer schon mehr wissen; wurde sie entführt oder hängt sie mit dubiosen Leuten ab? Warum lässt sie Nancy im Stich? – Diese Spannung wurde aufgebaut und zehn Sekunden später vergessen. Diese Freundin kommt irgendwann mal später nochmal kurz zur Sprache, was dann aber nichts mehr zur Handlung beiträgt.

Als Zuschauer erfährt man, dass dieser Strand für Nancy wohl eine sehr große Bedeutung hat. Sie fragt den teils dubios wirkenden Einheimischen mehrmals, wie der Strand heißt, doch er sagt es ihr nicht. Warum sagt er es nicht? Hat er einen bedrohlichen Namen? Ist er bekannt für ein markerschütterndes Ereignis? Hat er einen furchtbaren Ruf, wo beim Nennen des Namens sofort alle Alarmglocken läuten? – wir werden es nie erfahren. Aufgebaute und im Sande verlaufene Spannung. Für Nancy ist der Strand jedenfalls wichtig, weil – Achtung –  ihre kürzlich verstorbene Mutter an dem Strand surfen war, nachdem sie herausfand, dass sie mit Nancy schwanger war. Wow.

Die ganze pseudoemotionale Schiene, die so etwas wie eine bedeutende Rahmenhandlung darstellen soll, wird durch Videochats mit ihrer Tochter und ihrem Vater unterstrichen. An dieser Stelle kann man einen weiteren Spannungsaufbau oder zumindest etwas Tiefe erwarten, indem man sich fragt, wo eigentlich der Vater der gemeinsamen Tochter ist. Werden wir aber nie erfahren. Diese Videochats sind übrigens so inszeniert, dass man sie im Jahr 2010 für sehr modern gehalten hätte. Transparente Smartphoneaufnahmen, die mal stehend, mal per Trackinggrafik im Bild platziert sind. Leider haben wir aber das Jahr 2016.

Das vorangegangene ist also sozusagen der Teil, der dem Film eine gewisse Daseinsberechtigung geben soll. Kommen wir nun also zum Trash-Teil. Nancy entdeckt beim Surfen in der Bucht einen Walkadaver, der zersetzt und blutumströmt vor sich hinschwimmt. Hier haben wir die erste Andeutung, die nicht im Sand verläuft. Irgendwas muss den Wal ja zerfetzt haben. Kurz darauf wird Nancy beim Surfen durch einen Hai-Attacke vom Surfbrett geschmettert, schlägt sich den Kopf an einem Felsen an und wird ins Bein gebissen, sodass sie sich gerade noch auf eine Minifelsinsel retten kann, die gerade mal so groß ist, dass sie sich drauf legen kann. Hier beginnt der „Survival Horror“-Teil. Wie der Zuschauer beim Telefongespräch mit ihrem Vater erfahren hat, studiert Nancy Medizin und kann so ihr eigenes Verbluten verhindern.

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So weit so gut. Ich will hier nicht extrem ins Detail gehen, denn letztendlich haben wir nun eine Aneinanderreihung von Hilfeschreien, Versuchen, an Land oder eine andere Position zu kommen usw.Interessant ist aber das Element der Möwe, die mit Nancy auf dem Felsen sitzt. Diese Möwe tut eigentlich nichts außer hier und da herumzukrähen. Doch sie erfüllt einen ähnlichen Zweck wie der Ball Wilson in „Cast Away“. Nancy beginnt mit ihr zu reden und ihr einen Charakter zuzuschreiben. Sie nennt die Möwe Steven Seagull – war 2010 auch mal lustig. Die Möwe ist also der einzige Kommunikationspartner. Wäre die Möwe nicht da, wäre der Film über weitere Strecken relativ wortkarg. Die Frage ist aber auch, ob das schlimm wäre? Nun ja, da würde dann natürlich noch deutlicher der Möchtegern-Arthouse-Stil hervortreten. Vielleicht fehlte der Mut. Vielleicht wollte man den potentiellen Hai-Trash-Film-Zuschauern nicht zu viel zumuten. Mein Gedanke bei der Möwe war, ob da ein Produzent im Nacken saß, der meinte, dass da etwas fehlt: „Mach da mal noch ne Möwe rein, damit sie jemand hat, den sie zulabern kann“.

Zugegebenermaßen wirkt der Film aber gerade in der Survivalphase schon so, als würde er einen gewissen Realismus beanspruchen. Das wird dann aber gegen Ende zunichte gemacht, wenn sich Nancy auf eine Rettungsboje kämpft und der Hai sich „wutentbrannt“ durch Metall beißt und man sich als Zuschauer nur noch an den Kopf fasst, stöhnt oder laut los lacht. Nancy bezwingt den Hai, indem sie nach mehreren erfolglosen Schüssen mit der Leuchtpistole statt in die Luft auf das Walöl des zersetzten in der Nähe herumschwimmenden Wals schießt und dies dann Feuer fängt. Wie genau sie den Hai dann getötet hat, hab ich leider vergessen – spricht auch nicht gerade für den Film.

Am Ende wird sie an den Strand gespühlt, vom Sohn des dubiosen Einheimischen gefunden und von dessen Vater gerettet. Der Film schließt dann damit, dass sie mit ihrem Vater und ihrem Kind an einem Strand ist und mit ihrer Tochter ins Wasser Surfen geht. Darauf folgt das Outro, was so ziemlich das Beste am Film war.

Fazit: „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ wirkt wie ein Film, der alles Mögliche sein will, aber aufgrund des Mischmaschs nichts davon ist; weder purer Unterhaltungstrash, noch Survival Thriller, noch Horror oder Drama.

„The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ ist seit 25. August 2016 in den deutschen Kinos und erscheint vsl. im Februar 2017

6 Gedanken zu „Kurzkritik: The Shallows – Gefahr aus der Tiefe

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