Kurzkritik: Der Staat gegen Fritz Bauer

Fritz Bauer gegen die National-Sozialisten

Das Polit-Drama „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (i.F. SGFB) schildert das Bemühen des Staatsanwaltes Fritz Bauer, Nazi-Kriegsverbrecher zu finden und zu bestrafen, um die Deutschen mit den Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen der National-Sozialisten zu konfrontieren. In der Spielzeit des Films bekommt Bauer den Tipp, dass sich einer der wichtigsten Nazis – nämlich Adolf Eichmann – in Argentinien aufhält. Diesen zu finden, würde bedeuten, dass auch viele weitere National-Sozialisten auf die Anklagebank kommen könnten. So ist Bauer fest entschlossen, alle Mittel zu nutzen, um Eichmann zu finden. Im Weg stehen jedoch die deutschen Behörden, die immer noch von Nazis geführt werden und Bauer alle möglichen Steine in den Weg legen. So wendet sich Bauer an den Israelischen Geheimdienst, den  Mossad. Das allerdings bedeutet im damaligen 60er-Jahre-Deutschland Landesverrat.

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Preise, Förderung und elitäre Sekttrinker

SGFB hat zahlreiche Preise bekommen. Darunter  den Publikumspreis in Locarno,  Bester Film beim Hessischen Filmpreis und  Bester Film beim Günter Rohrbach Filmpreis. Nun ist es ja so, dass deutsche Filme, die sich mit der DDR oder eben mit der deutschen Nazi-Vergangenheit beschäftigen, grundsätzlich Filmpreise für sich gepachtet haben. Auch die Finanzierung scheint für deutsche Filme, die zwischen 1940 und 1990 spielen, bedeutend einfacher zu sein. SGFB wurde beispielsweise von folgenden Filmförderungen (mit)finanziert:

Film- und Medienstiftung NRW

Filmförderungsanstalt

Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Hessische Filmförderung

Deutscher Filmförderfonds

Ich möchte hier jetzt ungern das Fass aufmachen, ob und wie fern die Förderungsanstalten neutral und fair sind. Die Frage, die sich bei so einer Aufzählung stellen muss ist, ob Der Staat gegen Fritz Bauer ein Film ist, der die breite Masse – die den Film letztendlich finanziert hat – diesen Film auch sehen wird oder will. Die Thematik um Fritz Bauer herum bietet viele Möglichkeiten, einen sehr spannenden und sogar massentauglichen Film daraus zu machen. Nein, kein Actionfilm. Aber „The Big Short“ hat als einer der aktuellen Filme bewiesen, dass man aus einer Thematik, mit der sich kaum einer beschäftigt – geschweige denn auch nur einen Funken Interesse hat – einen verdammt spannenden Film für das breite Kinopublikum machen kann. Fritz Bauer bietet die Grundlage für einen düsteren Polit- und Spionagethriller; Der verbissene Staatsanwalt, dessen Lebensinhalt die Verfolgung von Verbrecher ist, die sein ganzen Umfeld deckt; seinen einzigen Freund, der zwischen Familie und transsexueller Freundin sein Gewissen besänftigen muss; der Mossad, der seine eigenen Interessen hat und doch gibt es trotzdem den israelischen Held, der im Homeland/24-Stil den Nazi-Verbrecher Eichmann durch Südamerika jagt; und nicht zuletzt all die Intrigen bis in die Regierungsspitze hinaus.

Hätte man es so gemacht und auch so vermarktet, dann wären wohl nicht nur viele Deutsche ins Kino gerannt, sondern auch internationales Publikum; elitäre Sekttrinker wären dann empört gewesen, wie man so ein wichtiges Thema dem Pöbel freigeben würde. Es ist ein Problem, das mir im deutschen Film oft Kopfschmerzen bereitet. Man hat das Gefühl, dass die ach so kultivierten Förderverbände es als schrecklich unangebracht fänden, wenn man ein bedeutendes Thema so verpacken würde, dass es das breite Publikum in die Kinos lockt.

Die Heimatlosen / Fritz Bauer (AT) Regie: Lars Kraume Kamera: Jens Harant Produktion: zero one film GmbH Co-Produktion: TERZ Filmproduktions GmbH Foto: Martin Valentin Menke

Bis jetzt habe ich noch nichts und doch alles über „Der Staat gegen Fritz Bauer“ gesagt. SGFB gehört definitiv nicht zu den sterbenslangweiligen Filmen, die nur um ihres Themas Willen umgesetzt wurden. Ich habe mich nicht gelangweilt, aber ich saß auch nicht wirklich gebannt vor dem Bildschirm. Dass man weder Längen spürt oder mitten im Film das Gefühl hat, dass gleich das Ende kommt, heißt definitiv, dass das Drama (oder wie andere meinen: Thriller) richtig aufgebaut ist und ein gutes Timing hat. Es ist eine interessant inszenierte Geschichte, wenn man sich darauf einlässt und macht auch neugierig, mehr über die reale Person Fritz Bauer zu erfahren. Es gibt aber viele offen gelassene Möglichkeiten, wie man dem Film mehr Tiefe hätte verpassen können. Selbst die Hauptperson – wirklich verdammt gut gespielt von Burghart Klaußner – lässt nicht sehr viel Empathie zu. Das liegt aber wie angedeutet nicht am Schauspiel, sondern daran, dass man vom Protagonist nichts weiß. An Filmschulen nennt man das schablonenhaft. In ein paar Halbsätzen wird mal angedeutet, dass er eine Frau hat, die er nie sieht, aber das ist praktisch schon alles, was wir abseits der Haupthandlung über ihn erfahren. Technisch gesehen gibts ebenfalls nichts zu mäkeln. Die Frage ist nun: Würde ich den Film weiter empfehlen?

Bedingt. Man muss schon wissen, was da auf einen zu kommt und in der „typisch deutschen“ Filmlaune sein. Man braucht keine Angst haben, dass einen der Film so durchwühlt, dass man danach nicht schlafen kann. Trotz der bedeutenden Thematik, lässt einen der Film nicht wirklich sprachlos oder nachdenklich zurück. Es tut mir fast schon leid, weil mir der Film netterweise wieder von Alamode extra zur Verfügung gestellt wurde, aber der Film wirkt angesichts des bedeutenden Themas erstaunlich bedeutungslos – vielleicht bin ich aber auch einfach nicht die Zielgruppe.

Fazit

„Der Staat gegen Fritz Bauer“ ist einer der besseren „typisch deutschen“ Filme (damit meine ich Dramen), doch er ist eben dennoch eines dieser Dramen, von dem man mal irgendwo hört, dass es diverse Auszeichnungen bekommen hat, aber man hat nie wirklich Werbung oder ein Kinoplakat dazu gesehen, wenn man nicht extra danach gesucht hat. Der Grund ist, dass „typisch deutsche Film“ nicht für ihre Finanziers gemacht werden. Der Film funktioniert an sich recht gut; und wenn man Interesse an der Thematik hat, dann wird einem SGFB bestimmt gefallen, doch wirklich spannend oder reißerisch ist er nicht. Um es kurz zu machen: Das Drehbuch ist schuld.

Der Staat gegen Fritz Bauer ist seit März 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich

 

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5 Gedanken zu „Kurzkritik: Der Staat gegen Fritz Bauer

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